75jähriges Jubiläum des Ev. – luth. Kindergartens St. Andreas Groß Lobke

Historischer Mietvertrag des Ev. – luth. Kindergartens St. Andreas Groß Lobke vom 1. Juni 1945

Es sollte ein buntes, fröhliches Fest werden: Am 01.06.2020 wurde der Evangelische Kindergarten in Groß Lobke, heute der Ev. – luth. Kindergarten St. Andreas Groß Lobke, 75 Jahre alt.

Unter dem Motto „Jahrmarkt des Lebens“ wurde eine Feier geplant, bei der die Kirchengemeinde, Vereine und viele andere Gruppen mitwirken wollten. Schon im letzten Jahr gab es erste Treffen von Gemeinderat oder Pastor, mit Elternbeirat und Förderverein des Kindergartens. Das Team des Kindergartens hatte schon Aktivitäten mit den Kindern geplant, ein Clown war auch schon gefunden, der die Besucher und Besucherinnen unterhalten sollte.

Und dann kam Corona…

Nun liegen alle Planungen auf Eis, der Kindergarten hat seinen Betrieb wegen der bestehenden sinnvollen Hygienemaßnahmen nur langsam wieder aufnehmen können und an gemeinsame Feiern ist vorerst nicht zu denken. Das ist schade, denn davon sind auch die Andachten im Kindergarten und leider auch die Abschlussfeier der zukünftigen Schulkinder betroffen.

Aber wie die Geschichte des Kindergartens zeigt, nichts konnte ohne Schwierigkeiten oder Hindernisse erreicht werden. Hier eine kurze Darstellung der ersten Jahre:

In den 1930er und -40er Jahren gab es auf dem Land viele Erntekindergärten. Diese wurden während des Nationalsozialismus von der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) verwaltet. Dies galt auch für den Kindergarten in Groß Lobke.

Die Kirchengemeinde St. Andreas Groß Lobke übernahm 1945 den Kindergarten, schloss mit der Gemeinde einen Mietvertrag für die 2. Lehrerwohnung des 2.Schulhauses ab und kämpfte die ganze Zeit um Zuschüsse durch die Wohlfahrtsverbände und staatlichen Stellen. Was viele nicht mehr wissen: Die britische Militärregierung hatte das Vermögen der NSA und sämtliches Inventar der Erntekindergärten eingezogen. Nur auf Antrag nach der genehmigten Übernahme des Kindergartens durch die Kirchengemeinde wurde das Inventar endlich 1947 dem Kindergarten zugewiesen, dieses befand sich bereits zur treuhänderischen Verfügung in Groß Lobke bzw. auch im Kindergarten in Klein Lobke. Im Jahr 1946 besuchten 57 Kinder in der Zeit von 8-12 Uhr den Kindergarten, kehrten nach einer einstündigen Mittagspause von Zuhause zurück in den Kindergarten und blieben dort bis 18 Uhr. Über das Alter der Kindergartenkinder werden nur vage Angaben gemacht, so werden 2 Schulkinder genannt und der Vermerk „keine Säuglinge“. Man kann also davon ausgehen, dass die Kinder zwischen 3 und 6 Jahre alt waren. Die hygienischen Zustände (keine Waschmöglichkeiten, unzureichende Abortanlagen) wurden im Jahr 1948 von dem Bezirksfürsorgeverband des Landkreises Hildesheim-Marienburg bemängelt, von der Kirchengemeinde aber ziemlich schnell geändert.

In Klein Lobke wurde ebenfalls 1945 eine eigene Kindergartengruppe in einem Raum des Gasthofes Kothe errichtet. Schon im Winter 1945/46 wurde der Kindergarten wegen Mangel an Heizmaterial geschlossen und erst wieder im Mai 1946 eröffnet. In den darauffolgenden Wintermonaten wurde er wieder geschlossen, um im März 1947 erneut seine Arbeit aufnahm. Allerdings beanstandete das Kreisjugendamt 1948 die Lage des Raumes, der als Durchgangsraum zum Tanzsaal Fenstern zum Hof hatte, „und im Sommer bei Drescharbeiten kaum zu benutzen ist, da der ganze Staub unmittelbar in die Fenster des Kindergartens zieht.“ Im Jahr 1948 beanspruchte der Besitzer den Raum, da seine Tochter heiraten würde und der Platz für das „junge Paar“ benötigt würde. Das stellte ein Problem für ca. 40 Kinder und deren Mütter dar, die ja auf den umliegenden Feldern arbeiteten. Da es von Seiten des Kreisjugendamtes auch noch Vorbehalte gegen die Räumlichkeiten des Kindergartens gab, ist es nicht verwunderlich, dass der Kindergarten in Klein Lobke nicht wiedereröffnet wurde.

Der Pastor war mit dem Besuch der Klein Lobker Kinder im Kindergarten Groß Lobke einverstanden, wenn für den sicheren Transport der Kinder gesorgt würde.

Wann genau die Klein Lobker nach Groß Lobke kamen, geht aus den verbliebenen Unterlagen nicht hervor. Tatsache ist, dass kein geeignetes Gebäude für einen eigenen Kindergarten in Klein Lobke gefunden wurde. Seitdem besuchten und besuchen auch heute noch mit einer Genehmigung der Stadt Sehnde den Kindergarten in Groß Lobke.
1949 kündigte die Gemeinde dem Kindergarten die Räume, da sie sie für die Schulkinder benötigte. Die Kindergartenkinder sollten in das Pastorenhaus ziehen und dort zwei Räume bekommen.
Nach dem Umzug der Schule in das neue Schulhaus bekam der Kindergarten seinen festen Platz im heutigen Gebäude des Kindergartens.

Es gab auch in neuerer Zeit viele Schwierigkeiten, drohende Schließung, Umstellungen und Neuerungen im Kindergarten. Schön ist es, dass er immer noch existiert, Großeltern schon den Kindergarten besucht haben und viele Erinnerungen zum Austausch über die wechselvolle Geschichte einladen.

Hoffen wir, dass die Arbeit, die hier auf besondere Weise mit dem Dorfleben verbunden ist, weiterhin gepflegt und erhalten wird und für die Kirchenverwaltung und die politische Gemeinde wichtig bleibt.
Das wünschen sich alle Eltern und Kinder des Ev. – luth. Kindergartens St. Andreas Groß Lobke!


Fotos und Text: Ursula Brandis, Kindergartenleitung i.R.